Im Buch „Wake up!: Aufbruch in eine ausgeschlafene Gesellschaft“ beschäftigt sich der Neurobiologe Peter Spork mit Chronotypen und einem gesunden Schlafrhythmus im Einklang mit der Natur. In der Chronobiologie bezeichnen Chronotypen Menschen, die eine ähnliche biologische innere Uhr aufweisen. Am bekanntesten dürften die Eulen- und Lerchentypen sein, also typische Spät- und Frühaufsteher. Die meisten Menschen liegen zwischen diesen Extremen. Der persönliche Chronotyp ist nur etwa zur Hälfte durch Gewohnheit und Anpassung und zur anderen Hälfte durch biologische Prozesse bestimmt. Der Durchschnittstyp wird von alleine meist gegen Mitternacht müde und wacht zwischen acht und neun Uhr morgens von alleine auf. Spork schreibt denn auch, dass unser heutiger Umgang mit der Zeit widernatürlich sei, vor allem der frühe Schul- und Arbeitsbeginn. Heute mangelt es den meisten Menschen chronisch an Schlaf. Im Durchschnitt schlafen wir täglich eine Stunde weniger als noch vor wenigen Jahrzehnten. Am Wochenende müsste dann wieder nachgetankt werden, was jedoch oft nicht ausreicht. Zahlreiche Volks- und StressKrankheiten würden durch Schlafmangel begünstigt, vielleicht sogar verursacht werden.
Die Gründe seien vielfältig, ein wesentlicher Zusammenhang besteht jedoch zwischen der Helligkeit tagsüber und der Schlaftiefe. Da wir uns heutzutage abends oftmals bis kurz vor dem Schlafengehen in hellen Räumen aufhalten und in künstliche Lichtquellen schauen (Fernseher, Monitore, Smartphones), würden die Lichtsensoren der Netzhaut falsche Signale erhalten. Diese so genannten Melanopsin-Zellen in der Netzhaut wurden erst 2002 entdeckt und regeln die inneren Uhren unserer Zellen.

Doch auch das Gegenextrem kann schädlich sein. Spork schreibt, viele Menschen wären tagsüber zu viel in dunklen Räumen. Diese würden dem Gehirn suggerieren, dass bereits Dämmerung sei und uns in einen schläfrigen Zustand versetzen. Die DIN-Norm für Klassenzimmer-Beleuchtung schreibt zum Beispiel eine Mindest-Beleuchtungs-Stärke von 300 Lux vor. Das entspricht gerade mal den Lichtverhältnissen bei Dämmerung. Zum Vergleich: an einem hellen Sommertag liegt eine Helligkeit von 100.000 Lux vor und selbst an einem tristen Wintertag noch mindestens 2000 Lux. Das auch heute noch häufig in Schulen und Büros verwendete gelbliche Neonlicht reduziert somit die Wachheit und Aufmerksamkeit.
Dazu kommt, dass sowohl Müdigkeit als auch eine zu niedrige Beleuchtung die Erfassungszeit beim Lesen deutlich verlangsamen. Das liegt an der Zeit, die unsere Netzhaut benötigt, die Augen von Wortgruppe zu Wortgruppe zu bewegen, scharf zu stellen und den Inhalt zu erfassen. Die Auswirkungen von Helligkeit und Lesetempo sind mehrfach untersucht worden. Spork stellt die These auf, dass Deutschland in der PISA-Studie bezüglich der Lesekompetenz durch bessere Beleuchtung stärkere Verbesserungen erzielen würde als durch die ganzen Extra-Bemühungen im Unterricht der letzten Jahre. Übrigens, die Eulen (Spätaktive) und Lerchen (Frühaktive) haben als Typen den gleichen Schlafbedarf. Langschläfer trifft daher nur auf das spätere Aufstehen, nicht jedoch auf die Schlafdauer zu.